Christoph Müller

ICT und Schule

Die hier zusammengetragenen Gedanken entstanden durch Kurse an der PHBern und deren Dozenten (Kurt Reber phbern.ch/kurt-reber, Werner Hartmann infosense.ch/hartmann, Nando Stöcklin nandostoecklin.ch), durch Gespräche mit in diesen Themen bewanderten Personen (z.B. Tom Rittmann), durch Austausch mit Arbeitskollegen und Freunden und durch eigene Recherchen und Lektüren.

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Die Vergangenheit zeigt:

Erfolgreiche Technologien im Unterricht waren solche, die …

  • einfach zu bedienen sind,
  • intuitiv zu bedienen sind,
  • langlebig sind,
  • eine unkomplizierte Wartung haben.

Typisches Beispiel: Die Kreide-Wandtafel hat sich in vielen Schulzimmern lange halten können.

Schlechtes Beispiel: Dazu kennen wir alle bestimmt diverse Plattformen oder Software, die uns nie haben überzeugen können und Ärger, Frust oder ungerechtfertigte Selbstzweifel hinterliessen, weil ihre Handhabung zu kompliziert war.


Wichtig für unseren Unterricht (nach W. Hartmann):

  • Lernen ist nicht automatisierbar
  • guter Unterricht knüpft an das Vorwissen an
  • guter Unterricht wird von Menschen gemacht
  • sozialer Kontakt ist wichtig
  • Schulweg und Pausen sind wichtig
  • schlecht: komplizierte Handhabung
  • schlecht: Tool vor Didaktik

Misserfolgsfaktoren beim Einsatz der Technik sind (nach W. Hartmann):

  • nicht mobil
  • nicht vielseitig nutzbar
  • teuer
  • nicht "sozial"
  • wenig Gestaltungsraum für Lehrpersonen und Schüler/innen

Eine interessante Aussage (~ nach Marina Weisband u. Jöran Muuß-Merholz): Die digitalen Möglichkeiten sind ein Verstärker.

Wer gerne faul auf dem Sofa herumliegt, kann mit digitalen Medien besser faul auf dem Sofa herum liegen.

Wer politisch aktiv ist, kann mit digitalen Medien besser politisch aktiv sein.


==> In der Schule können wir mit den neuen Mitteln einen Unterricht anstreben, der die Schüler mehr auf ihrem individuellen Niveau begleitet, mehr Kreativität fördert und das Lösen von Problemen anstrebt – oder die neuen Mittel nutzen, um die Schüler und Lehrpersonen mehr zu kontrollieren und zu schubladisieren oder um uns zu zerstreuen.


Indem wir Aufgabenstellungen für unsere Schüler so ausrichten, dass sie mit den digitalen Mitteln kreativ gelöst werden müssen, nutzen wir die digitalen Möglichkeiten:

Beispiele:


Das Wort «Medien» in der Schulfachbezeichnung Medien & Informatik darf sich nicht nur auf den Bildschirm oder das speditive Recherchieren bei Google beschränken.

Welche analogen Medien gibt es? Woher stammen die Informationen, die uns angeboten werden? Wer entscheidet, welche Informationen wir durch Medien erhalten? Gerade diese letzten Fragen passen ins 4K-Modell und sind meiner Ansicht nach nicht nur berechtigt sondern notwendig.

Teste dich selbst, was du über die Medien erfahren hast oder weisst:

  • Wie viele Länder waren bisher auf dem Mond gelandet?  --> Antwort hier
  • Gab es bisher noch ein anderes Land, welches einen Roboter auf dem Mars landete?  --> Antwort (auch) hier
  • Wie viele Presseagenturen weltweit liefern unseren Medien (Radio, TV, Zeitungen, …) internationale Nachrichten, die an uns weitergegeben werden? Besteht diese Medienvielfalt aus 1'000 Quellen, Hunderttausenden oder gar bloss 500?  --> Antwort hier (aus: Wikipedia)

Wenn unsere Technik dazu führt, dass sie Langeweile verdrängt, sind wir auf einem schlechten Weg.

Denn aus Langeweile entsteht Kreativität.

interessante Gedanken im Video (40 Sek.)  --->


ChatGPT

(Stand: Februar 2023)


ChatGPT ist ein Chatbot ("Textroboter"), der im November 2022 auf den Markt kam und seither viel von sich hören lässt. Er kann verblüffend selbständig Texte schreiben, egal ob Sachartikel oder "kreative" Geschichten oder Programmier-Texte.

Beispiele:

  • Artikel von watson.ch
  • Video von youtube (Ausschnitt, ca. 1 Minute)
  • Video von youtube (umfassender, ca. 12 Minuten)
  • Video von youtube (IQ-Test mit ChatGPT)

Alle Freunde von PlagScan müssen erkennen, dass ihre Prüfmethode ein Teil des Wettrüstens ist zwischen Schummeln und Schummeln-Aufdecken. Auch die länger schon existierende Seite smodin.io zeigt dies.

Computer können bereits viel "erahnen", da ist das Zusammenstellen von Sätzen durch ChatGPT eigentlich nichts Neues. Auch Suchmaschinen oder Übersetzungsapps finden für uns Passendes, auch akinator.com oder quickdraw (à la Montagsmaler) zeigen Erstaunliches. ChatGPT ist einfach nochmals eine Stufe verblüffender.

Können Computer Abläufe für uns übernehmen, die gewissen Regeln folgen (auch das Formulieren von Text gehört weitgehend dazu), so sollten wir dies meiner Ansicht nach nutzen. Es bleibt uns dafür mehr Zeit für anderes.

► Wir sollten jedoch wissen, dass und wann diese Möglichkeiten eingesetzt werden.

► Und wir werden mit diesen Technologien wohl auch darauf hingewiesen, zu überdenken, was wir von unserern Mitmenschen, Schülern und uns selbst fordern. Mir kommt dazu folgendes in den Sinn:

Qualität liefern (anstelle von Quantität)

  • Neues aufzeigen, nicht abkupfern.
  • Sein Wissen mit eigener Erfahrung abgleichen und anreichern. (Das kann kein Computer!)
  • Authentisch bleiben. (Ist zugegebenermassen nicht immer einfach.)
  • Kreativität einsetzen (ansonsten kommt nichts Neues heraus).

Nachvollziehbar sein

  • Den Empfänger meiner Information (Schüler, Mitmensch) kennen und Inhalte auf ihn abstimmen.
  • mit anderen Worten: Empathisch bleiben. (Ja, das kostet manchmal ziemlich viel Energie.)
  • Nicht bloss ein Resultat präsentieren, sondern auch die Überlegungen, die zum Resultat führten.
  • Quellen angeben.
  • Vertrauen aufbauen.

Glaubwürdigkeit überprüfen können

  • Dazu braucht's zwingend einen Grundstock an Wissen.
  • Denjenigen kennen, der mir Informationen gibt. Seine Vertrauenswürdigkeit kennen.
  • Kritisch bleiben, Quellen kennen und prüfen.

Übrigens:

Eine Software wie diejenige hinter ChatGPT kann sogar noch mehr als einfach Text formulieren: Dall·E 2 gestaltet Bilder …

  • interessantes Video von youtube (Ausschnitt, ca. 1 Min.)

Microsoft investierte in das Unternehmen hinter ChatGPT (Open AI) mehrere Milliarden US$ und rüstet damit die hauseigene Suchmaschine auf (siehe «Bing»-Chat, Artikel dazu hier).


Das zeigt zumindest, wie viel Gewinn sich die Investoren von dieser Technologie erhoffen – in Form von Verkauf weiterer Produkte, in Form eines Abos und/oder in Form von deinen Daten (das US-Unternehmen verlangt bei der Registrierung sogar deine Telefonnummer).


Da Google seine dominierende Marktstellung nicht aufgeben will, hat auch dieser Konzern bereits einen Chatbot im Ärmel:

Bard

(Artikel dazu bei nextplit.de)


Gedanken zum Lernen (mit Technik) und zum Stellenwert der Tastatur:


aus einem Interview mit Dr. phil. Carl Bossard (Infos):

«Bildung braucht Bindung und Beziehung, braucht darum ein Gegenüber, von dem Zuversicht und Hoffnung ausgehen. Es ist ein Gegenüber, das mich inspiriert, mich zum Selber-Denken anregt […]. Denken kann ich nur selber, ebenso wie lernen. Dazu brauche ich aber ein Gegenüber, das mich ermutigt und mir etwas zutraut und an mich glaubt. Dieses Zwischenmenschliche lässt sich nicht digitalisieren

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